Ausführlicher Reisebericht mit Texten und allen Bildern.
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Eisenach und Wartburg 6.-8.8.2018
Eisenach: am Nordrand des Thüringer Waldes ist die sechstgrößte Stadt in Thüringen und eine der sogenannten „Lutherstädte“. Bekannt ist Eisenach durch die Wartburg oberhalb der Stadt.1685 wurde der Komponist Johann Sebastian Bach in Eisenach geboren.
Eisenach wurde in den 1180er Jahren als landgräfliche Civitas nahe einem bereits bestehenden Dorf am Petersberg erstmals urkundlich erwähnt. Besiedelt war es aber bereits vor 5500 Jahren.
Eisenach liegt an einer Kreuzung von Fernhandelsstraßen und entwickelte sich mit Gewerbe und Handel sehr schnell. Ende des 12. Jh. wurde die Wartburg Hauptresidenz der Landgrafen von Thüringen. Berühmt ist auch Elisabeth von Thüringen, die Ehefrau des Landgrafen Ludwig IV., die in Eisenach als Wohltäterin auftrat und 1235 heilig gesprochen wurde.
1342 zerstörte ein großer Stadtbrand fast sämtliche Gebäude der Stadt 1349 suchte eine Pestepedemie die Stadt heim, eine weitere 1393. Als 1406 Eisenach durch den Tod des Landgrafen Balthasar die Hofhaltung und die landgräfliche Verwaltung verlor, ging es wirtschaftlich mit der Stadt bergab. Eisenach war keine Residenzstadt mehr.
1498 kam Martin Luther als Lateinschüler zum ersten Mal nach Eisenach. Am 2. Mai 1521 predigte er auf der Rückreise vom Wormser Reichstag in der Georgenkirche. 1528 wurde Eisenach im Zuge der Reformation evangelisch.
In den 1550er Jahren entstanden zahlreiche prächtige Bürgerhäuser im Baustil der Renaissance. 1596 wurde Eisenach erneut Residenzstadt, als Johann Ernst, Herzog von Sachsen-Eisenach, seine Residenz von Marksuhl hierher verlegt. Verheerende Stadtbrände in den Jahren 1617 und 1636, der 30-jährige Krieg und eine erneute Pestepedemie 1626, bremsten erneut den wirtschaftlichen Aufschwung.
Marktplatz: Zentrum der Stadt. Die große Fläche des Marktplatzes wird durch die Georgenkirche untergliedert. In der Mitte der nördlichen Platzseite steht ein seit 1549 existierender Brunnen mit dem Schutzpatron der Stadt, dem Heiligen Georg. Ursprünglich stand der Brunnen östlich des Kirchenchores. Die Figur des Drachentöters aus vergoldetem Sandstein, stammt aus der Werkstatt des Stadtbaumeisters Hans Leonhard. Wegen der Figur wurde der Brunnen auch „Güldenmannsbrunnen“ genannt. Die Lindwürmer als Wasserspeier, sind erst 1938 angebracht worden.
Stadtschloss: größtes Gebäude am Markt ist das Stadtschloss, einst Residenz der Herzöge von Sachsen-Weimar-Eisenach. Heute ist hier neben der Stadtverwaltung auch die Touristeninformation untergebracht. Sachsen-Eisenach war ein Herzogtum der ernestinischen Linie der Wettiner. 1741 endete die eigenständige Geschichte des Terretoriums und das Herzogtum fiel an die Ernst August I, den Herzog von Sachsen-Weimar. Die Witwe des letzten Herzogs wurde von den Erben des Landes verwiesen und ließ vor Wut darüber die bisherige Residenz in einem quasi ruinösen Zustand versetzen. So musste sie abgerissen werden und ein Neubau beauftragt. Architekt war Gottfried Heinrich Krohne. 1748 fertiggestellt. 1933 wurde der östliche Flügel (Wirtschaftstrakt), der ursprünglich 4-flügeligen Anlage abgerissen. Marktseitige Fassade spätbarocker Stil.
Übrigens Charlotte von Stein, in die Goethe verliebt war, war am hiesigen Hof Hofdame.
Ratsapotheke: direkt neben dem Schloss. 1560 von Lorenz Heintz errichtet, überstand es als eines der wenigen Häuser den Stadtbrand von 1632. Wohnsitz des Bürgermeisters Johann Heintz, Sohn des Erbauers. Betont asymmetrisch angeordneter Renaissance-Erker über steinernem Portal. Ehemalige Hofapotheke 1585 gegründet, seit 1721 in diesem Gebäude.
Rathaus: das Gebäude war ursprünglich der städtische Weinkeller und wurde nach dem Abriss des alten Rathauses neuer Sitz der Stadtverwaltung. Der Turm wurde 1564 aufgesetzt. Im 2. Weltkrieg erlitt das Rathaus schwere Treffer, wurde aber bereits 1949 wieder aufgebaut.
Rodensteiner: der Ursprung des Gebäudes reicht bis in das Mittelalter zurück. In der heutigen Renaissance-Form wurde es allerdings erst 1622 vom Baumeister Hans Weber errichtet. Der Name bezieht sich auf den sagenumwobenen Ritter Rodenstein.
Georgenkirche: Hauptkirche der Stadt. Die ursprünglich romanische Basilika wurde 1182/88 begonnen und war später Grablege der Thüringer Landgrafen. Hier fand auch die Hochzeit der ungarischen Königstochter Elisabeth von Thüringen mit dem Landgrafen Ludwig IV. statt. 1515 als spätgotische Hallenkirche umgebaut. 1521 predigte Luther hier auf seinem Rückweg vom Wormser Reichstag und begab sich dann ins Exil auf der Wartburg. 1685 wurde Johann Sebastian Bach hier getauft und mehrere Bachs waren hier bis 1797 als Organisten tätig. 1898-1902 Errichtung des Turmes und der Vorhalle im Stil des Neobarock durch Otto March aus Berlin.
Inneres: im Vorraum ein Bach-Denkmal des Berliner Bildhauers Paul Birr (1889–1945, vermisst).
Das Innere ist von Rundpfeilern unterteilt, die Arkaden tragen. In 3 Geschossen sind Emporen angebracht. Dadurch sind die Seitenschiffe kaum sichtbar. Es ist eher ein Emporensaal und in seiner Grundgestalt wahrscheinlich noch von 1560. Damit wäre diese Kirche einer der ältesten Zeugnisse protestantischen Kirchenbaus. Die Emporenbrüstungen sind mit Bibelsprüchen und Brustbildern von Propheten geschmückt.
Im Chorraum sind die Landgrafensteine zu erkennen, die erst 1952 aus der Kapelle des Schlosses Reinhardsbrunn bei Friedrichroda nach Eisenach überführt wurden.
Beim Altar eine spätgotische Kreuzigungsgruppe.
Vor dem Chor steht der Taufstein von 1502, an dem Johann Sebastian Bach an seinem 2. Lebenstag 23.04.1685 getauft wurde.
Kanzel von 1676, reich geschmückt mit vergoldeten Figuren und Ornamenten.
Linke Chorwand ein monumentaler Rahmen für 2 große Gemälde. Links die Übergabe der Augsburger Konfession an Kaiser Karl V., rechts die Austeilung des Abendmahles in beiderlei Gestalt an die kurfürstliche Familie. Das Werk wurde von Herzog Johann Ernst 1618 anlässlich der Jahrhundertfeier der Reformation gestiftet.
Gegenüber an der rechten Chorwand die mehrgeschossige Herzogsloge, die ihren Zugang von außen hat.
Landgrafensteine v.l.n.r.: Elisabeth von Arnshaugk (gest. 1359). Grabplatte stammt ursprünglich aus der Predigerkirche in Eisenach. Daneben ihr Mann, der Wettiner Friedrich des Freidigen oder mit der gebissenen Wange (gest. 1323). Diese Grabplatte stammt aus dem Eisenacher Katharinenkloster.
Hermann II. (1222-1241) Landgraf von Thüringen aus der Familie der Ludowinger (links in der Ecke). Ludwig IV. (gest. 1227) mit Pilgermuschel auf dem Gewand. Ludwig III. der Fromme (gest. 1190) ebenfalls als Jerusalemfahrer mit Pilgermuschel. Daneben Jutta (gest. 1191), eine Halbschwester von Friedrich Barbarossa und Ehefrau von Ludwig II.
Ludwig II. der Eiserne (gest. 1172), Gründer der Stadt, erster Bauherr der Wartburg und Ehemann von Jutta. Ludwig I. (gest. 1140), der 1130 die Landgrafenwürde erlangt hat. Adelheid (gest. 1110), Frau von Ludwig dem Springer. Rechts in der Ecke Ludwig der Springer (gest. 1123).
Nikolaus von Amsdorf (gest. 1565), erster protestantischer Bischof von Naumburg.
Blick zur Orgelempore. Orgelprospekt von 1719. Die Orgel selbst 19823 von der Firma Schuke eingebaut.
Esplanade: Marktplatzteil hinter der Georgenkirche. Blick auf den Chor der Georgenkirche.
Creutznacher-Haus: südlich der Georgenkirche. 1539 erstmals erwähnt, benannt nach der Familie Creutznacher. Johann Ernst, der erste in Eisenach residierende Herzog, kaufte das Gebäude 1600 und ließ es durch das anschließende steinerne Haus (Steinhof) erweitern. Es diente dem Hof für Verwaltungszwecke. Heute dient es wieder Wohnzwecken.
Reste der Stadtresidenz der Landgrafen (13. Jh.) „Steinhof“ genannt. Am Esplanade gelegen. Nach 1742 wurden der Großteil der Residenz wegen dynastischer Erbauseinandersetzungen abgerissen.
Lutherhaus: dem Creutznacher-Haus gegenüber. Luther soll hier als Schüler von 1498-1501 gewohnt haben. Seit 1956 ist dieses sehr schöne Fachwerkhaus Europäische Kulturerbe-Stätte und ein Museum. Die ältesten Bauteile stammen noch von 1269. Mitte des 14. Jh. wurde es zu seiner heutigenGröße ausgebaut.Der Fassadenschmuck mit Engeln für den himmlischen und Soldaten für den irdischen Schutz stammen aus dem 16. Jh. Das Mansarddach stammt von 1742.
Katholische Pfarrkirche St. Elisabeth: nördlich vom Rathaus gelegen. 1886-88 erbaut nach Plänen des Kasseler Architekten Hugo Schneider im neugotischen Stil. Davor ein modernes (2013) Bronze-Denkmal für die Heilige Elisabeth von Markus Gläser. Vom Turm Blick über die Stadt bis zur Wartburg.
Jugendstil Eingang
Stadtapotheke: an der Einmündung der Karlstr. auf den Karlsplatz. 1766 noch als „Gasthof zum halben Mond“ erwähnt, wurde hier 1800 die Hof- und Stadtapotheke gegründet.
Karlsplatz: ältestes Eisenacher Siedlungsgebiet. Nach Osten wird der Platz begrenzt von der Nikolaikirche und dem Nikolaitor, dem letzten erhaltenen früheren Stadttor.
Lutherdenkmal: Bronze, von Adolf von Donndorf. Errichtet am 4. Mai 1895, dem Erinnerungstag von Luthers Ankunft auf der Wartburg. 4 Reliefs auf dem Sockel zeigen Szenen aus dem Leben Luthers.
Nikolaikirche (Nikolauskirche): ehemalige Benediktiner-Klosterkirche, ca. 1180 erbaut, romanisch. 1529 wurden alle Klöster und Kirchen, in denen kein protestantischer Gottesdienst abgehalten wurde, geschlossen. Der Stadtbrand 1636 hat die Klostergebäude stark beschädigt. Zeitweilig diente die Kirche als Pferdestall. Im 18. Jahrhundert diente das Langhaus als Fabrikationsgebäude einer Wollkämmerei-Manufaktur. Nordfassade der Kirche mit Vorhalle (9 x 7,5 m). 3-schiffige Basilika, die über die Jahrhunderte stark umgebaut wurde. Die wegen der spätromanischen, hochwertigen Kapitelle im Langhaus, einen hohen kunstgeschichtlichen Stellenwert einnimmt. Sie ähneln stilistisch cden Kapitellen im Palas der Wartburg. Gotischer Schnitzaltar, der die Grablegung Christi zeigt, stammt aus der Saalfelder Schule um 1520. Auf diesem sind der Namenspatron der Kirche, Bischof Nikolaus (links), und der Apostel Jakobus dargestellt.
Schmales Haus am Johannisplatz, auch „Handtuchhaus“ genannt. Eines der kleinsten bewohnten Häuser Deutschlands. Breite von nur 2,05 m und eine Grundfläche von 20 m². 2 Etagen bei einer Höhe von 8,50 m gewährt. Baujahr unbekannt, aber ca. 250 Jahre alt.
Commerzbank am Johannisplatz: 1909 erbaute Bankgebäude, in dem sich einige Jahre die Stadtbibliothek befand. Im Giebel das Stadtwappen. 10 Köpfe von bekannten Volksstämmen zieren die Fassade. Künstler unbekannt.
Villen in der Wartburgallee: Villa Antik. 1900 vom Eisenacher Hofkonditor errichtet. Heutiger Wert 2 Mill. €, lt. Immobilienscout.
Prachtvolle Häuser
Bachhaus Eisenach: 21. März 1685 wurde Johann Sebastian Bach in Eisenach geboren. 10 Jahre wuchs er warscheinlich in diesem Haus auf und erhielt seinen ersten Musikunterricht, sang im Chor der Georgenkirche und im Schulchor. 1907 eröffnete die Neue Bachgesellschaft das angebliche Geburtshaus als erstes Bach-Museum. Heute ist das Bachhaus eines der größten Musiker-Museen in Deutschland. Das Bachhaus besteht eigentlich aus zwei getrennten Häusern von 1456 + 1458, die 1611 zu einem Gebäude verbunden wurden. Rechts daneben der Preisträgerentwurf von Prof. Berthold Penkhues, der seit 2007, dem 100. Geburtstag des Bach-Museums, die Fläche um mehr als das Doppelte erweitert.
Bach-Denkmal: zum 100. Todestag von Bach (1850) gestiftet von zahlreichen Musiker-Persönlichkeiten, z.B. Clara Schumann, Franz Liszt, Hans von Bülow und Joseph Joachim. Künstler Adolf von Donndorf. Usprünglich stand das Denkmal vor der Georgenkirche, der Taufkirche Bachs und wurde 1938 hierher auf den Frauenplan verlegt. Der Frauenplan gehört neben dem Karlsplatz zu den ältesten Siedlungsgebieten Eisenachs.
Bach-Museum: Bronzeplakette von Franz Kounitzky (1880-1928) 1902. Dargestellt einer der Gründer des Bach-Museums – Joseph Joachim (1831-1907). Gründer der Berliner Musikhochschule und Freund von Brahms. Stammt aus dem Judenviertel von Pest (Ungarn), war Schüler von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Geiger und Komponist.
Glasharmonika
Ventilwaldhorn: Von Adophe Sax (Erfinder des Saxophons) 1855 für die Pariser Weltausstellung gebaut und verziert.
Violine mit eingebauter Naturtrompete. Violine von Joh. Michael Güttler, Breslau vor 1717. Trompete von Carl Grimminöser, Vogtland (?), 1717
Natur-Langtrompete, Johann Joseph Schmied, 1789
Brief von Hans von Bülow an Prof. Hermann Thureau, 30. 06.1882. Der Pianist, Liszt-Schüler und Wagner-Dirigent von Bülow (1830-1894) war ein einflussreicher Bach-Interpret. Im Brief setzt er sich für die Verwendung von Robert Franz‘ Ausgabe der Matthäus-Passion für das Konzert, anlässlich der Einweihung des Bach-Denkmals, ein und empfiehlt Brahms als Dirigenten.
Gesichtsrekonstruktion anhand der aufgefundenen Gebeine von Bach.
Manuskript der 2-bändigen Bach-Biographie von Philipp Spitta (vor 1873). Spitta begründete die wissenschaftliche Bach-Forschung.
Porträt der Fanny Cecilie Hensel, Schwester von Felix Mendelssohn-Bartholdy.
Porträt von Bella Salomon, Tochter von Daniel Itzig, dem Bankier und „Hofjuden“ von Friedrich dem Großen. Als ihr Sohn Jacob 1806, karrierehalber konvertierte und den Namen „Bartholdy“ annahm, enterbte sie ihn. Ihre Tochter Lea heiratete 1804 Abraham Mendelssohn, den Sohn des Philosophen Moses Mendelssohn. Lea und Abraham ließen ihre Kinder Felix und Fanny 1816 taufen, um ihnen das „Märtyrertum einer gedrückten und verfolgten Religion“ zu ersparen. Erst nach Bellas Tod 1824 fügten auch sie den Namen Bartholdy ihrem Namen hinzu.
Porträt von Sarah Levy. Pianistin, Salonière und Mäzenin, Schwester von Balla Salomon. In ihrem Salon traf sich die „Haskalah“, die jüdische Aufklärung. Hier verkehrten Persönlichkeiten wie Madame de Stael, Henriette Herz, E.T.A. Hoffmann, die Brüder Humboldt, Achim von Arnim und viele mehr. Sogar Beethoven soll hier musiziert haben.
Stadtplan von Berlin 1826. Auf der heutigen Museumsinsel, beim Packhof, hinter dem alten Museum, befand sich der Salon von Sarah Levy von 1795-1854 in einer Villa (A). Nicht weit weg der Berliner Dom und die Singakademie (B). Heute steht dort die Alte Nationalgalerie und die Singakademie ist das Maxim-Gorki-Theater.
Wartburg: UNESCO-Weltkulturerbe. Ende des 12. Jahrhunderts, war die Wartburg die Hauptresidenz der Landgrafen von Thüringen. Innerhalb des ludowingischen Herrschaftsgebietes nahm Eisenach eine zentrale Lage ein, es war Bindeglied der hessischen und thüringischen Gebietsteile. Der Hof des Landgrafen Hermann I. galt im Reich als Zentrum des Minnesangs und der Dichtkunst. 1206 soll der legendäre Sängerkrieg auf der Wartburg stattgefunden haben.
Ab 1211 lebte Elisabeth von Thüringen als Ehefrau des Landgrafen Ludwig IV. auf der Wartburg. Sie trat in Eisenach als Wohltäterin auf und stiftete unter anderem ein Hospital, in dem sie sich der Armen, Kranken und Aussätzigen widmete. Nach dem Tode Ludwigs IV. verließ Elisabeth 1228 die Wartburg und wurde 1235 von Papst Gregor IX. heilig gesprochen.
Nachdem Martin Luther 1521 mit der Reichsacht belegt worden war, wurde er am Folgetag auf der Wartburg als „Junker Jörg“ untergebracht und so vor möglichen Verfolgern versteckt. Er blieb dort bis zum 1. März 1522 und übersetzte das Neue Testament aus dem Griechischen ins Deutsche.
1817 fand hier das Wartburgfest statt, eines der wichtigsten Ereignisse des Vormärz (Epoche der deutschen Geschichte zwischen der Julirevolution von 1830 und der Märzrevolution von 1848/49).
Luftaufnahme v.r.n.l.: Südturm, Palas und der nächste Turm, der Bergfried. Davor der Fachwerkbau, der sogenannte Gadem, eigentlich Lagerhaus oder Kemenate. Links daneben der Backsteinbau, der Dirnitz, eine Torhalle. Der Fachwerkbau ganz links, die Vogtei mit der Lutherstube
Blick auf Eisenach.
Eingang am Torhaus (15. Jh.) mit flachem Erker aus dem 19. Jh. Blick auf den Wehrgang, genannt Elisabethengang (teilw. noch 12. Jh.) und der anschließenden neuen Kemenate und dem Turm des Bergfrieds (beides 19. Jh. – Historismus).
Blick zurück, von der Zugbrücke.
3 Tore durchschreitet man, incl. eines spätgotischen Eichenholzflügels mit Eisenbeschlägen und einer sogenannten „Schlupfpforte“, dem „Nadelöhr“.
Romanischer Torbogen, der einzige deutliche Rest aus der Zeit um 1200.
Innere Vorburg mit Blick auf die Kernburg. Giebel des Dirnitz mit Torhalle und Dirnitzlaube und dem 30m hohen Bergfried, rechts Margarethengang.
Blick zurück auf das Torhaus mit Ritterhaus und Vogtei (Fachwerk von 1478-80) mit Nürnberger Erker. Die Vogtei diente aus als „Kavaliersgefängnis“, also erleichterter Strafvollzug für Höhergestellte. Auffällig im Fachwerk die spitzbogig gekrümmten Andreaskreuze, typisch für das 15. Jh. Der Nürnberger Erker ist älter als der Rest des Hauses (heute allerdings Kopie), weil er im 19. Jh. hier nachträglich angebracht wurde, als in Nürnberg das Harsdörfersche Haus abgebrochen wurde. Dahinter befindet sich im Museum die Lutherstube.
Kleine Zisterne mit venezianischem Brunnentrog und geschmiedeten Aufsatz (19. Jh.)
Torhalle (1865-67), eine Ergänzung des 19. Jhs. auf dem Weg in die Hofburg.
Palas, der Wohnbau einer Burg. 3-geschossige Hoffassade. Ganz oben der Festsaal. Durch dendrochronologische Untersuchungen, konnte die Bauzeit von 1170-1220 datiert werden.
Modell der Burg
Große Zisterne im südlichen Teil des Hofes und das an den Palas anschließende Ritterbad (fertig 1890). Der kunstsinnige Erbgroßherzog Carl Alexander veranlasste die historisierenden Um- und Ergänzungsbauten. Der hier ehemals existierende Bärenzwinger wurde abgerissen und unter Verwendung von Spitzbogenportalen des 14. Jhs. dieses Bad errichtet. Vorbild mag das Friedberger Judenbad gewesen sein.
Im Museum Kapitelle und Grabplatte von Ludwig II (der „Eiserne“), Grabplatte Ludwig des Springers (gest. 1123).
Faksimiles des Landgrafen-Psalter und des Elisabeth-Psalters.
Kapitell der Mittelsäule im Rittersaal mit Adlern mit erhobenen Flügeln und dazwischen angeordneten Pfauenpaaren. Symbolische Darstellung von Macht und Untergebung.
Kapitell der Mittelsäule im Speisesaal.
Truhe aus Nussbaumholz mit Maßwerkschnitzerei, Frankreich, Ende 15. Jh.
Sakristeischrank mit Schablonenmalerei, 15. Jh.
Stollentruhe mit Eisenbeschlägen, Westfalen, ca. 1530
Elisabethkemenate mit Mosaiken von 1902-06. Diese Bezeichnung lässt sich zumindest seit 1669 belegen. Nach Entwürfen des Malers August Oetken, wurden die Mosaiken von der Berliner Firma Puhl & Wagner, im Auftrag von Kaiser Wilhelm II. angebracht. In Szenen in den Wandbögen, wird die Geschichte der Heiligen Elisabeth erzählt, einer der populärsten Heiligengestalten des Hochmittelalters. In den Gewölbekappen Jugendstilformen. Im Raum gibt es aber auch gotisierende und byzantinische Motive.
Auf der Kaminhaube die Legende vom Mantelwunder der hl. Elisabeth. Kaiser Friedrich II. wird hier in die Mitte der Tafel gesetzt, obwohl er der Thüringer Landgräfin nie persönlich begegnet sein dürfte. Rechts daneben prophezeit der Magier Klingsor die Geburt von Elisabeth.
Weiter rechts werben Abgesandte des Landgrafen werben in Ungarn um das Königskind.
Weiter rechts symbolische Vermählung von Elisabeth mit Ludwig IV.
Elisabeth mit ihren Gefährtinnen am Spinnrocken
Ludwig mit Kaiser Friedrich II auf der Fahrt ins Heilige Land. Einer der Ritter trägt die Gesichtszüge von Kaiser Wilhelm II.
Vertreibung Elisabeths aus der Wartburg durch ihren Schwager Heinrich Raspe.
Detail der Decke
Palaskapelle, vermutlich erst 1318 eingebaut. Die Restaurierung in den 1950er-Jahren, hat den hochmittelalterlichen Zustand wieder hergestellt und dabei ein Malereifragment mit den 6 Aposteln an der Wand zum Sängersaal freigelegt (2. Hälfte 13. Jh.).
Elisabeth-Galerie: sie ist dem Sängersaal vorgelagert. Hier sind Malereien der 1850er Jahre erhalten. Der Spätromantiker Moritz von Schwind hat hier das Leben der heiligen Elisabeth festgehalten (1854/55).
Ankunft der 4-jährigen Braut Elisabeth auf der Wartburg 1211.
Abschied von Ihrem Gemahl, der zum Kreuzzug aufbricht 1227
Elisabeth verlässt die Burg nach dem Tod Ludwigs IV 1228
Elisabeths Tod 1231
Über der Tür zum Sängersaal die „Rosenwunder-Legende“
Sängersaal: bis auf die beiden Freisäulen, ist von dem historischen Interieur nichts mehr erhalten. Hier dominiert das große Wartburg-Fresko von Moritz von Schwind. Es schildert den sagenumwobenen Sängerkrieg auf der Wartburg. Bereits 1851 ist an der Nordwand des Raumes, die sogenannte Sängerlaube entstanden. Mit ihrer dreibogigen Arkade entsprach sie der romantischen Vorstellung einer Bühne.
Das Sängerkriegsbild ist 2,5 x 5 m groß. Es ist eine illusionistische Darstellung eines Wandteppichs mit aufgemalten Troddeln und Bordüren. Angeblich soll dieser, eigentlich an allen mittelalterlichen Höfen übliche Sängerwettstreit zwischen Minnesängern, auf der Wartburg 1206 und 1207 stattgefunden haben. Inhaltlich folgt Schwind dem Sagenstoff seines Freundes Ludwig Bechstein (1801-1860). 6 Sänger traten in den Wettstreit am Hofe des Landgrafen Hermanns I.: Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Reinmar von Zweter, Heinrich von Ofterdingen, Heinrich Schreiber und Biterolf.
Minnesängerschrank: Eiche 1858, Entwurf: Hugo von Ritgen, Schnitzerei: Friedrich Hrdina, Bemalung: Rudolf Hofmann. Hier wurden Ausgaben der mittel-hochdeutschen Dichtung vom Großherzog Carl Alexander aufbewahrt.
Links erzählt Gottfried von Straßburg einem jungen Paar sein Epos „Tristan“. Darüber Tristan und Isolde
Mitte: Wolfram von Eschenbach überreicht Landgraf Hermann I. seinen „Parzival“
Rechts:Bischof Pilgrim von Passau läßt sich das „Nibelungenlied“ erzählen und niederschreiben. Darüber sind Kriemhild und ihre Mutter Ute zu sehen.
Codex Manesse mit Miniatur des Sängerkriegs
Landgrafenzimmer: Nach der Sängerbühne folgt im Norden das Landgrafenzimmer. Hier befand sich früher der Empfangsraum des Palas, da an der Nordseite der Haupteingang zum Gebäude war. Prachtvolle Mittelsäule mit Adlerkapitell. Sie dürfte erst zu einem späteren Zeitpunkt hier her versetzt worden sein, gilt aber als Werk der Wartburg-Bauhütte. Der historisierende Eckkamin ersetzt den ursprünglichen Schlot.
Bilderfries von Moritz von Schwind mit Darstellungen aus Thüringer Sagen. Auch hier lag Bechsteins Ausgabe des „Thüringer Sagenschatzes“ zugrunde.
Sage von der Gründung der Wartburg durch Ludwig den Springer „Wart, Berg, du sollst mir eine Burg werden“.
Sage vom Gastmahl Albrechts des Entarteten. Die verschwenderische Lebensweise Albrechts wird angeprangert.
Sage von Ludwig II. und dem Schmied von Ruhla „Landgraf werde hart!“. Im Hintergrund lässt der Herrscher auf dem Acker nahe der Neuenburg Vasallen vor einen Pflug spannen.
Die Zwickelgemälde bei den Fenstern stammen von Schwinds Gehilfen.
Historische Darstellung der Stadt Eisenach
Festsaal: 2. OG. Der romanische Festsaal hatte nach dem Brand 1318 eine Flachdecke erhalten. Beim Wiederaufbau der Wartburg hat Hugo von Ritgen eine hohe dreiseitige Kassettendecke in dem Saal eingebaut. Die offene Trapezkonstruktion erhöht die Akustik. Sie soll, der Legende nach, auf Empfehlung des Weimarer Hofkapellmeisters Franz Liszt eingebaut worden sein. Bis zur 800-Jahrfeier 1867 wurde von der Künstlergruppe um Michael Welter ein „Gesamtkunstwerk“ geschaffen.
Unter den lebensgroßen Figuren der Binder (Verbindung zwischen Wand und Decke), wurde auch der Architekt von Ritgen in mittelalterlichem Gewand verewigt.
Die Malereien an den Giebelseiten, zeigen Persönlichkeiten aus der Geschichte der Wartburg und ornamentale Muster. Hier die Nordwand mit Hermann I. in der Mitte, links sein Sohn Ludwig IV. und seine Gemahlin die heilige Elisabeth (Elisabeth von Ungarn) rechts.
Südwand mit Karl dem Großen in der Mitte und Ludwig dem Bärtigen und Ludwig dem Springer.
Altarbehang
Blick aus der Wartburg auf das Burschenschaftsdenkmal in Süden Eisenachs, auf der Göpelskuppe. Krigerdenkmal für die 87 im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gefallenen Burschenschafter. Es wurde 1902 zugleich als Nationaldenkmal der Deutschen Burschenschaft zur Erinnerung an die Deutsche Reichsgründung errichtet.
Quinterne, von Hans Ott, Nürnberg, um 1450, aus Ahorn und Fichte
Lutherbibel in deutsch, gedruckt bei Hans Lufft, Wittenberg 1541
Niederrheinischer Dokumentenkasten, um 1400
Bibelpult aus Elfenbein, Mitte 17. Jh.
Kästchen aus Beinplatten, Oberitalien, 15. Jh.
Wandteppich
Dürerschrank, Nürnberg 1510-1520, Linde, Kirsche, slawonischen Wellenesche
Werkstatt Lucas Cranach d. Ä., Herzog Ludwig der Bärtige (1474-1539), entstanden zw. 1534/39
Luther und Katharina von Bora
Kaiser Karl V. von Lucas Cranach d. Ä. um 1550
Katharina von Bora
Martin Luther
Margarete Luther (Mutter) von Lucas Cranach d. Ä., 1527
Hans Luther (Vater) von Lucas Cranach d. Ä., 1527
Junge Mutter mit Kind von Lucas Cranach d. Ä. um 1525
Madonna mit der Weintraube von Lucas Cranach d. Ä. nach 1537
Englisches Besteck vom Ende des 18. Jh. Silber und Elfenbein
Schweizer Zimmer: aus dem ehemaligen Gasthaus „Zur Krone“ in Grüsch, ein barocker Raum. Fayencekachelofen aus der Hafnerwerkstatt Pfau in Winterthur. Tür mit der Jahreszahl 1682.
Margarethengang: überdachte Verbindung der Gebäude, Wehrgang
Pirckheimer Stübchen und Nürnberger Erker. Das vermeintliche Studierzimmer des Humanisten Willibald Pirckheimer, ein Zeitgenosse Luthers und Dürers. Aus einem Nürnberger Patrizierhaus wurde es 1867 auf die Wartburg versetzt, um die Reformations-stätte stilgerecht zu bereichern. In Wirklichkeit gehörte der Raum dem Buchdrucker Anton Koberger.
Lutherstube: befindet sich im Obergeschoss der Vogtei in der Vorburg. Die Bohlenstube mit Nebengelass wurde als Kavaliersgefängnis benutzt. 1521/22 wohnte hier Martin Luther für 10 Monate, während seiner Flucht vor Papst und Kaiser. Hier begann Luther, die Bibel ins Deutsche zu übersetzten. Besonderer Beliebtheit erfreut sich der legendäre „Tintenklecks“ an der Wand neben dem Ofen, der vom 17.- 19. Jh. regelmäßig nachgebessert wurde.
„Lutherstuhl“, Kopie 19. Jh., Kastentisch aus Eicheum 1600. Als Fußschemel dient ein Walwirbel
Martin Luther als Junker Jörg. Kopie von H. Müller nach Lucas Cranach d. Ä. 1522.
Rheinländischer Stollenschrank, vor 1530/19. Jh.
Wartburg- und Luther-Bibliothek mit Literatur von und über Luther. Geplant in den 1850ger Jahren vom Märchen- und Sagendichter Ludwig Bechstein. Der Weimarer Großherzog Carl Alexander begeisterte sich für die Idee. Der zuerst kleine Bestand, erhielt 1883 nach einem öffentlicher Aufruf für Bücherspenden einen großen Bestandszuwachs.
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